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02 Nov
02Nov

Wir Menschen (natürlich absolut illegitimerweise sehr generalisierend gesprochen) scheinen uns längst mit dem Gedanken abgefunden zu haben, ständig und überall erreichbar zu sein. Das Smartphone auf dem Nachttisch und das Mail-Checken im Urlaub sprechen für sich. Doch darüber hinaus scheinen wir auch akzeptiert zu haben, überall lokalisierbar zu sein – und mit uns unsere Eigentümer. Zu denen zählen wir nicht nur Autos und PCs, sondern auch Haustiere und Kinder. Während uns die Vorteile bezüglich der Ortung von Dingen sowieso zu überwiegen scheinen und nicht hinterfragt werden (besserer Diebstahlschutz, Auffinden bei Verlust etc.), werden eventuelle kritische Stimmen am GPS Tracking von Lebewesen oft als esoterische Spinnerei abgetan.


Gesundheitliche Schäden seien nicht zu erwarten, schließlich würde die selbe Technologie wie sie in Smartphones etc. verbaut sei, beim Tracking genutzt, etc. Ein bisschen Elektromagnetismus hat schließlich noch niemand geschadet. Und wer mit Kopfschmerzen, Übelkeit Schwindel oder metallischem Geschmack im Mund reagiert, sei einfach hypersensibel-neurotisch und könne sich gleich den Schwurblern anschließen. Tatsächlich nutzen GPS Tracker lokale Mobilfunknetze, um Positionsdaten zu übertragen. Die Geräte erzeugen und nutzen entsprechend elektromagnetische Felder (EMF), wobei die unabhängige US-amerikanische Behörde Federal Communications Commission hochfrequente (RF) elektromagnetische Felder für Menschen reglementiert. Die meisten Haustier-Tracker stützen sich auf die selbe Technologie und folgen diesen Bestimmungen. Die RF-Belastung ist begrenzt, genauso wie bei jedem anderen Produkt, das ein elektromagnetisches Feld erzeugt. 


Ich persönlich käme jetzt nicht auf die Idee, einem Kleinkind oder Hund ein Smartphone um den Hals zu hängen, aber nun gut, meine Ansicht. Beruhigend ist ja, dass im Fact Sheet „Electromagnetic Fields“ des National Cancer Institutes festgestellt wird: "Anders als hochenergetische (ionisierende) Strahlung können EMF, welche im für Mobiltelefonie relevanten, nicht-ionisierenden, elektromagnetischen Spektrum liegen, keine direkten Schäden an DNA oder Zellen verursachen."  Und wenn es keine direkten Schäden gibt, sondern maximal indirekte, ist ja eh alles gut...

Doch über diese Präambel hinaus ist mein heutiges Thema nicht so sehr, was Menschen mit sich und ihresgleichen anrichten: Ich wende mich gegen den zunehmenden Trend, Wildtiere zu tracken. Aktuell lassen sich im Internet zahlreiche Anbieter finden, die Wald- und Meeresbewohner mit GPS Sendern ausstatten, um dann diese Tracking Möglichkeit auf dem Markt anzubieten.
Manchmal gehen diese Angebote mit offenkundig sinnvollen Aktionen einher, wie dem Sammeln von Müll aus den Ozeanen: Für den Kauf z.B. eines „Wal-Tracking-Armbands“ werden angeblich 2 kg Plastikmüll aus den Meeren gefischt, was 160 Plastikflaschen entspricht. Dazu gibt es Zugang zu den Bildern des Wals, der natürlich einen Namen wie Babar verliehen bekommt, und der Möglichkeit, ihn auf seinen Streifzügen durch die Ozeane zu begleiten.

Was sich als großartige Idee in Sachen Umweltschutz und damit als geeignetes Weihnachtsgeschenk ausgibt, ist bei näherer Betrachtung ein deutliches Indiz für unsere menschliche Hybris.

Mit welchem Recht invadieren wir die Meere mit elektromagnetischen Feldern, geben Walen dümmliche Namen, erkaufen uns das Recht, ihnen in die tiefsten Tiefen der Ozeane zu folgen? Welcher Denkfehler bringt uns dazu, uns als Umweltschützer zu fühlen, wenn wir persönliche Neugierde befriedigen? Sparen wir doch lieber Plastik, recyclen es, spenden wir an echte Umweltschutzinstitutionen statt im Konsumwahn nun auch des Aufenthalts und Lebens bislang nicht domestizierter Tiere zu bemächtigen.


MF

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