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20 Jul
20Jul

Wilderei ist in vielen Ländern Afrikas ein großes Problem, das sich während der Corona-Zeit verschärft hatte, da Geld für Wildhüter, bewaffnete Ranger wegen ausbleibenden Touristen gefehlt hatte. 

In vielen Ländern Asiens gelten Stoßzähne aus Elfenbein und das Nasenhorn als Statussymbol bzw. finden Verwendung in der traditionellen Medizin. 

Hinzu kommen Mensch-Wild Konflikte, da sich die landwirtschaftliche Nutzfläche für eine stark ansteigende Bevölkerung deutlich erweitert – mithin der Lebensraum für wilde Tiere immer stärker eingeschränkt wird. 

Zunehmend geraten auch Esel in Afrika in das Visier chinesischer Kunden: 

Eselshaut dient der traditionellen chinesischen Medizin. Die Folge: die Eselspopulation ist drastisch geschrumpft. 


In diesen knappen Sätzen kulminieren diverse Dilemmata: 

Ranger, müssen bezahlt werden; Geld kommt vorrangig aus dem Tourismus, Touristen, die von weit her mit dem Flugzeug anreisen, damit das globale Ökosystem belasten, um für das regionale (einem afrikanischen Schutzgebiet) schützend beizutragen. 

Trophäenjagd als Großwildjagd gilt in vielen Ländern Afrikas einerseits als eine grausame Freizeitbeschäftigung, welche vielen seltenen Tieren den Tod bringt. Doch einer Studie von Lindsey et al. aus dem Jahre 2007 zu Folge (Biolog. Cons.) erzielen die daran beteiligten Länder durch etwa 18 500 Jagdkunden im Jahr Bruttoeinnahmen von mind. 200 Millionen US-Dollar. Jagd ist damit ein wichtiger finanzieller Anreiz für den Erhalt von Wildtieren, da Großwildjäger viel mehr Geld ausgeben als normale Safari-Touristen. 

Sind damit auch die Umweltauswirkungen bei der Jagd geringer als beim Massentourismus? Gegen die Trophäenjagd sprechen natürlich ethische Bedenken, doch die Wildtierregulation findet auch bei uns statt; dem Abschuss von Rehen oder Wildschweinen könnte der Abschuss von Elefanten und Löwen in Afrika entsprechen. 

Aber es gibt weitere Einwände; die eingenommenen Gelder werden oft nicht nur zum Schutz weiterer Wildtiere verwendet – auch erreichen sie oft nicht die Breite der einheimischen Bevölkerung. 

Für einen effektiven Schutz von Löwen, Nashörnern, Elefanten,… müssen große Landflächen von menschlicher Nutzung ausgenommen werden (zumindest weitgehend) – damit steht weniger landwirtschaftliche Nutzfläche einer steigenden Bevölkerung zur Verfügung – Knappheit führt zu Preissteigerungen, zu Preisen, die sich nicht mehr jeder leisten kann – Hunger ist eine unmittelbare Gefahr (jenseits von weiteren Stressoren, wie globale sozio-ökonomische Krisen und zunehmende klimatischer Extremereignisse).


Ist es eine neokoloniale Hybris, gar ein Kulturimperialismus, traditionelle östliche Medizin wegen ihrer ökologischen Folgen zu verdammen? 

Für das globale Artensterben und den anthropogen verstärkten Treibhauseffekt liegt die Hauptverantwortung im aufgeklärten, liberalen Westen…. Das jedenfalls sollte immer wieder zum Innehalten bewegen und vor vorschnellen Urteilen schützen. Denn wir hören wider besseren Wissens nicht damit auf, Flächen zu versiegeln, Habitate zu zerstören, die chemische Zusammensetzung der Atmosphäre zu verändern usw… 


Maßhalten tut folglich Not. 

Man kann jedoch das Maßhalten auch in Maßlosigkeit als Monstranz vor sich hertragen. 

Doch warum nicht? 

Es käme aus einer tugendethischen Perspektive einem Narzissmus gleich, doch wenn es hilft, die Umweltbelastung zu reduzieren? 

Wo habt ihr heute zu einer Umweltentlastung beigetragen und wer hat mehr erreicht? 

Wer bietet mehr? 

JR

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