Was ist der Earth Overshoot Day?
Am heutigen 24. Juli 2025 ist Earth Overshoot Day – der Tag, an dem die Menschheit weltweit mehr Ressourcen verbraucht hat, als die Erde innerhalb eines Jahres regenerieren kann. Doch in Deutschland war dieser Tag bereits am 3. Mai erreicht. Das heißt: Würde jeder Mensch so leben wie wir in Deutschland, wären schon Anfang Mai alle ökologischen Ressourcen des Jahres aufgebraucht.
Der ökologische Fußabdruck Deutschlands
Deutschland gehört zu den ökologischen Überverbrauchern – im globalen Vergleich leben wir weit über unsere Verhältnisse:
Kennzahlen Deutschland | Wert |
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Nationaler Overshoot Day (2025) | 3. Mai 2025 |
Benötigte Erden bei deutschem Lebensstil | ca. 3 Erden |
Pro-Kopf-Fußabdruck (CO₂) | ca. 9 Tonnen CO₂ pro Jahr (global: 4,7 t) |
Anteil CO₂ am ökologischen Fußabdruck | über 50 % |
(Quellen: Global Footprint Network, [UBA], [Wuppertal Institut])
Ursachen des deutschen Überverbrauchs
Laut dem Präsidenten des Wuppertal Instituts,Prof. Dr. Manfred Fischedick, ist der frühzeitige Overshoot Day Deutschlands vor allem auf zwei Faktoren zurückzuführen:
- Hoher Energieverbrauch: Der Heiz- und Strombedarf ist trotz Energiewende vielerorts überdimensioniert – insbesondere in schlecht sanierten Gebäuden.
- Ernährungsgewohnheiten: Der Fleischkonsum in Deutschland liegt pro Kopf noch immer deutlich über den ökologisch verträglichen Empfehlungen.
➡️Beides führt zu einem überdurchschnittlich hohen Ausstoß von CO₂-Emissionen, der den ökologischen Fußabdruck stark beeinflusst.
Soziale Dimension: Wer trägt die Verantwortung?
Der SPD-Politiker Sebastian Schneider stellte gegenüber der Rheinischen Post klar:
„Nicht die Menschen mit kleinem Geldbeutel verursachen das Problem. Den größten ökologischen Fußabdruck hinterlassen Reiche und Superreiche – mit ihrem Konsumverhalten und ihren Aktienportfolios.“
Diese Aussage lenkt den Blick auf ein zentrales Problem:Ungleichheit im Ressourcenverbrauch.
Fakten zur ökologischen Ungleichheit
- Das reichste 1 % der Weltbevölkerung ist für mehr als doppelt so viele CO₂-Emissionen verantwortlich wie die ärmsten 50 %.
- In Deutschland verursacht das reichste Fünftel etwa 5-mal so viele Emissionen wie das ärmste Fünftel.
- Luxusmobilität (SUVs, Geschäftsflüge, Kreuzfahrten), große Wohnflächen, Fleischintensität und Finanzinvestments mit hohem CO₂-Fußabdruck sind Haupttreiber des elitären Überverbrauchs.
Das bedeutet: Verhaltensänderungen der Wohlhabenden und strukturelle politische Maßnahmen zur Begrenzung verschwenderischer Konsummuster sind entscheidend, wenn Deutschland seinen Overshoot Day verschieben will.
Was muss Deutschland jetzt tun?
Lösungsansätze speziell für Deutschland:
1. Klimagerechte Steuer- und Investitionspolitik
- Umweltabgaben auf Luxusgüter mit hohem Ressourcenverbrauch
- Besteuerung von klimaschädlichen Aktienportfolios
- Förderung von Impact Investments in Kreislaufwirtschaft, grüner Infrastruktur und Bildung
2. Transformation des Ernährungssystems
- Reduktion der Tierhaltung und Förderung pflanzenbasierter Ernährung
- Abschaffung umweltschädlicher Subventionen in der Landwirtschaft
- Bildungsprogramme zu nachhaltiger Ernährung und Konsum
3. Energetische Gebäudesanierung
- Förderung von Wärmepumpen, Solarthermie, kommunaler Nahwärme
- Sanierungsquote auf 3 % jährlich erhöhen (derzeit unter 1 %)
- Effizienzvorgaben für Neubauten und Bestand
4. Verkehrswende und Raumstruktur
- Ausbau der Schiene, Reaktivierung ländlicher Bahnstrecken
- Tempo 100 auf Autobahnen und City-Maut in Großstädten
- Stadtentwicklung nach dem Konzept der „15-Minuten-Stadt“
5. Kultureller Wandel und Bildung
- Ressourcenbewusste Bildung in Schule, Beruf und Medien
- Wertediskurs: Lebensqualität ≠ materieller Konsum
- Stärkung kollektiver Verantwortung statt individualisierter Schuld
Zwischenfazit: Deutschland als Kipppunkt und Vorbild?
Deutschland ist in mehrfacher Hinsicht ein Kipppunkt:
- Klimapolitisch: Als Industrieland und Exportnation trägt es besondere Verantwortung.
- Kulturell: Unsere Lebensweise dient vielen Ländern als Vorbild – negativ wie positiv.
- Politisch: Deutschland kann durch progressive Klima-, Steuer- und Konsumpolitik globale Standards setzen.
Doch dafür braucht es den Mut, den ökologischen Fußabdruck nicht nur bei den Armen zu reduzieren, sondern vor allem dort, wo er am größten ist – bei den Wohlhabenden, Konzernen und im Finanzwesen!
Weltweit heuer: 24. Juli 2025
- Laut dem Global Footprint Network fällt der Overshoot Day im Jahr 2025 auf den 24. Juli (Earth Overshoot Day).
- Das bedeutet, dass wir in den ersten sieben Monaten des Jahres so viele Ressourcen verbraucht haben, wie die Erde in einem ganzen Jahr regeneriert.
- Die ökologische Nachfrage der Menschheit ist derzeit etwa 1,8-mal höher als das, was unsere Erde nachhaltig erneuern kann (CetriTires, Earth Overshoot Day).
Historische Entwicklung
Die Entwicklung des Erdüberlastungstags zeigt einen besorgniserregenden Trend: Während der Overshoot Day im Jahr 1971 noch auf den 29. Dezember fiel – also fast am Ende des Jahres –, verschob er sich im Laufe der Jahrzehnte stetig nach vorne. 1980 lag er bereits am 3. November, 1990 am 16. Oktober, und im Jahr 2000 erreichte er bereits den 16. September. Diese Entwicklung setzte sich fort: 2010 fiel der Tag auf den 8. August, 2015 auf Anfang August, und 2018 wurde der Overshoot Day bereits am 28. Juli erreicht.Eine kurzfristige Ausnahme bildete das Jahr 2020, als die Corona-Pandemie den weltweiten Ressourcenverbrauch deutlich senkte und der Overshoot Day auf den 22. August zurückfiel – ein temporärer Effekt. Bereits 2024 lag das Datum wieder auf dem 1. August, und im aktuellen Jahr 2025 ist der Erdüberlastungstag nun auf den 24. Juli vorgerückt. Damit hat die Menschheit in nur knapp sieben Monaten die ökologischen Ressourcen eines ganzen Jahres verbraucht – ein deutlicher Hinweis darauf, wie dringend nachhaltige Transformationen notwendig sind.
Bereits seit Beginn der 1970er Jahre verschiebt sich der Tag jährlich spürbar nach vorne – von Dezember auf Juli/August (welthungerhilfe.de).
Ursachen für das Vorziehen
Mehrere Faktoren tragen zum früheren Overshoot Day bei:
- Wachstumsrate der Weltbevölkerung
- Steigender Ressourcenverbrauch durch zunehmenden Wohlstand
- Zerstörung natürlicher Ökosysteme für Landwirtschaft, Industrie oder Siedlungen
- Brisanter Klimawandel – CO₂-Ausstoß übersteigt die Fähigkeit von Natur und Ozeanen, diesen zu absorbieren, wodurch das Klima belastet wird (myclimate.org, TIME).
Folgen der Ressourcenzerrüttung
- Rückgang der Biodiversität und Vernichtung von Lebensräumen
- Überfischung, Waldzerstörung, Bodendegradation, Wasserknappheit
- Klimakrise durch Treibhausgasübermaß (Wikipedia)
Globale Unterschiede
- Durchschnittliche globale Nachfrage: 1,8 Erden
- In 2023 lag der weltweite Ökologischer Fußabdruck bei rund 1,71 Erden (Wikipedia, Wikipedia).
Einige Länder verbrauchen extrem viel – z. B. Katar, Luxemburg oder die USA – dort läge der Overshoot Day bereits im Februar oder März (TIME).Deutschland erreichte seinen nationalen Tag z. B. am 3. Mai 2025 – also über zwei Monate vor dem globalen Datum (Wikipedia,Earth Overshoot Day).
Warum spielt der Tag eine Rolle?
- Bewusstseinsstärkung: Er visualisiert, dass unser Lebensstil auf Kosten der Natur geht
- Handlungsdruck: Regierungen, Unternehmen und Individuen sollen Lösungen entwickeln – mehr Energiewende, nachhaltige Stadtplanung, weniger Lebensmittelverschwendung, gesunde Ernährungssysteme, Bevölkerungspolitik (TIME, Earth Overshoot Day, Earth Overshoot Day)
Lösungsansätze zur Verschiebung des Earth Overshoot Day
Um den Overshoot Day nachhaltig nach hinten zu verschieben, braucht es strukturverändernde Maßnahmen auf politischer, wirtschaftlicher und individueller Ebene. Der folgende Überblick zeigt, wo und wie wir ansetzen können, um innerhalb der planetaren Belastungsgrenzen zu leben:
Dekarbonisierung & Energiewende
Ziel: Reduktion des CO₂-Fußabdrucks – derzeit der größte Einzelposten im ökologischen Fußabdruck (über 60 %).Maßnahmen:
- Umstellung auf erneuerbare Energien (Solar, Wind, Geothermie)
- Auslaufen fossiler Subventionen, Emissionsbesteuerung (z. B. CO₂-Preis auf Produkte und Transport)
- Förderung dezentraler Energiesysteme & Smart Grids
- Wärmewende: Sanierung von Gebäuden, Wärmepumpen, kommunale Nahwärme
- Nachhaltige Mobilität: Ausbau des ÖPNV, Carsharing, Fahrradinfrastruktur
Beispiel: Würden wir den CO₂-Ausstoß weltweit um 50 % senken, verschöbe sich der Earth Overshoot Day um ca. 93 Tage nach hinten (Quelle: Global Footprint Network).
Lebensmittelproduktion & Ernährungssysteme transformieren
Ziel: Ressourcenschonende Ernährung mit weniger Flächenverbrauch, Wasserverbrauch und Methanemissionen.Maßnahmen:
- Reduktion des Fleischkonsums (insb. Rindfleisch → extrem hoher CO₂- und Wasserfußabdruck)
- Förderung regionaler, saisonaler und biologischer Landwirtschaft
- Vertikale Landwirtschaft, Agroforstwirtschaft, Permakultur als Alternativen zur industriellen Monokultur
- Senkung von Lebensmittelverschwendung (aktuell: ca. 30 % aller Lebensmittel weltweit gehen verloren)
- Subventionierung gesunder und ökologischer Produkte statt Massentierhaltung
Studie der FAO (2021): Ein rein pflanzenbasiertes Ernährungssystem könnte den Overshoot Day um bis zu 30 Tage verschieben.
Kreislaufwirtschaft & Ressourceneffizienz
Ziel: Materialien so nutzen, dass sie im Wirtschaftskreislauf bleiben – statt linearem „Take-Make-Waste“.Maßnahmen:
- Design langlebiger Produkte mit Wiederverwendbarkeit, Reparierbarkeit und Recyclingfähigkeit (→ Ökodesign)
- „Right to Repair“-Gesetze
- Förderung von Cradle-to-Cradle-Produkten
- Ausbau von Recycling-Infrastruktur, z. B. für Lithium, seltene Erden, Elektronik
- Nutzung von Sekundärrohstoffen in der Industrie
Beispiel: Die niederländische Regierung hat sich bis 2050 eine vollständig zirkuläre Wirtschaft als Ziel gesetzt.
Städte und Bauweise neu denken
Ziel: Nachhaltiger Urbanismus mit geringerem Ressourcenverbrauch und mehr Lebensqualität.Maßnahmen:
- Verdichtung statt Zersiedelung
- Umbau zu 15-Minuten-Städten: Alles Lebenswichtige zu Fuß oder per Rad erreichbar
- Sanierung statt Neubau
- Grüne Infrastruktur: Fassadenbegrünung, Stadtwälder, Regenwassermanagement
- Nutzung nachhaltiger Baumaterialien (z. B. Holz, Lehm, Recyclingbeton)
Städte verbrauchen derzeit über 70 % der globalen Ressourcen – urbane Resilienz ist Schlüsselfaktor für ökologische Stabilität.
Bevölkerungsentwicklung & Bildung
Ziel: Stabilisierung der Weltbevölkerung durch freiwillige Maßnahmen, insbesondere durch Frauenförderung.Maßnahmen:
- Zugang zu Bildung, besonders für Mädchen und Frauen
- flächendeckende sexuelle Aufklärung und Familienplanung
- Bekämpfung von Armut und Kindersterblichkeit (beides korreliert mit Geburtenrate)
Projektionen zeigen: Wenn die Weltbevölkerung bis 2100 bei ca. 9 Milliarden Menschen stabilisiert würde (statt über 11 Mrd.), könnte das die Biokapazität signifikant entlasten.
Individuelles Verhalten und Wertewandel
Ziel: Konsum neu bewerten – weniger Quantität, mehr Qualität, Sinn und Suffizienz.Maßnahmen:
- Förderung von Teilen, Tauschen, Reparieren statt Neu-Kaufen
- Reduktion von Flugreisen, Digitalisierung klimafreundlich nutzen
- Slow Fashion, Minimalismus, Postwachstumsökonomie
- Bildung für Nachhaltigkeit (BNE) ab der Grundschule
- Achtsamkeitspraktiken und ökologische Resonanzerfahrungen stärken
Laut Global Footprint Network könnte der Earth Overshoot Day um26 Tage verschoben werden, wenn die Weltbevölkerung die Hälfte des Fleischkonsums aufgibt, weniger fliegt und mehr Fahrrad fährt.
Politischer Rahmen & globale Gerechtigkeit
Ziel: Gerechte Ressourcenverteilung & ökologische Verantwortung über Grenzen hinweg.Maßnahmen:
- Internationale Abkommen zur Ressourcenschonung und zum CO₂-Budget
- Abbau ökologischer Schulden: Reiche Länder kompensieren übermäßigen Fußabdruck
- Umweltschutz in Handelsverträgen und Lieferkettengesetzen verankern
- Förderung regenerativer Landwirtschaft im globalen Süden
Länder wie Bhutan setzen bereits auf ein Modell des„Bruttonationalglücks“ statt bloßem Wirtschaftswachstum.
Fazit: Ein planetarischer Umbau ist möglich – und notwendig
Die Verschiebung des Earth Overshoot Day ist kein abstraktes Ziel, sondern ein konkreter Kompass für den ökologischen Umbau unserer Gesellschaft. Jeder einzelne Tag zählt. Mit entschlossener Politik, unternehmerischer Innovation und gesellschaftlichem Bewusstseinswandel können wir wieder innerhalb der planetaren Grenzen leben.
Fazit – Earth Overshoot Day 2025
Der heutige 24. Juli 2025 ist ein symbolisch alarmierender Termin: Seit heute leben wir so, als hätten wir 1,8 Erden zur Verfügung – ein unhaltbarer Zustand. Rückbesinnung und ambitionierte Veränderungen sind dringend nötig, damit zukünftige Generationen auf einem gesunden Planeten leben können.
Der Earth Overshoot Day ist kein Datum, das wir passiv beobachten – sondern ein Weckruf zum politischen und persönlichen Handeln.
Quellen & weiterführende Links
- Global Footprint Network: Datum Overshoot Day 2025 – 24. Juli, Faktor 1,8 (Earth Overshoot Day)
- Historische Entwicklung seit den 1970er Jahren (factory-magazin.de)
- Globale Studie zu Fußabdruck & Biokapazität (Wikipedia)
- National Overshoot Day Deutschland – 3. Mai 2025 (Wikipedia)