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08 Sep
08Sep

Welcome to Planet B: A different life is possible – but how?
So betitelt sich das diesjährige Ars Electronica Festival in Linz. Internationale Wissenschaftler:innen und Künstler:innen zeigen hier in Exponaten ihre unterschiedlichen Auffassungen der Welt von morgen. So wird beispielsweise auf die Gefahren des „Neuroreadings“ aufmerksam gemacht, wenn nicht nur über Eye Tracking, wie heute schon möglich, sondern über Gehirnströme auf Intentionen und vielleicht sogar Persönlichkeitseigenschaften rückgeschlossen werden könnte. Andere Projekte zeigen, wie viel Wasser bei der Produktion von Nahrungsmitteln verwendet und / oder verschwendet wird – und das, obgleich nur 1 % des globalen Wasservorkommens unseres Planeten trinkbares Süßwasser ist. Ein junger asiatischer Künstler lässt Personen in Anzüge schlüpfen und deren Bewegungen auf eine Leinwand projizieren, mittels KI dargestellt durch einen überdimensionalen nackten Menschenaffen. 

Besonders beeindruckt hat mich jedoch auch die filmische Darstellung möglicher künftiger Szenarien, als Utopie wie Dystopie, der zunehmenden Verbreitung von Voice Assistenten wie Alexa, Siri etc.: Die einzelnen Filmsequenzen greifen die Frage auf, wie unsere Beziehung zu diesen elektronischen Assistenten sein wird, wie wir in unserem Leben durch die Verbindung zu diesen beeinflusst werden.
Die Ars Electronica als modernes Technik-Museum ist eine feste Installation der Stadt, das Festival findet seit 1979 jährlich statt (zu Pandemie-Zeiten digital). 

Damals wurde das erste Festival am 18. September 1979 im Rahmen des internationalen Brucknerfestes gemeinsam mit der ersten Linzer Klangwolke und der Musik von Bruckners achter Sinfonie eröffnet. Die Klangwolke ist ebenso inzwischen Tradition: Als riesiges Spektakel auf der Donau, nun jedoch meist zu Ende des i.d.R. fünf-tägigen Festivals, lädt es abertausende von Zuschauern zu einem kostenlosen Kunstgenuss auf dem Donaugelände ein.


Nachhaltigkeit ist ein großes Thema bei dem hybriden Festival. Schlussendlich geht es darum, eine interdisziplinäre Plattform für die Begegnungen zwischen modernen technischen Errungenschaften, wissenschaftlicher Expertise, künstlerischer Provokation und philosophischer Stellungnahme zu bieten. Was auffällt ist, dass die Stadt auch dann, wenn zigtausende von Besuchern durch ihre Gassen ziehen, sauber bleibt. Es liegt kaum Abfall auf den Straßen, es gibt keine Staus, der Charme der oberösterreichischen Stadt Linz bleibt erhalten. Vielleicht liegt es auch an der Bewusstwerdung der Problematik unserer Zivilisation, die mit dem Festival routiniert immer wieder vor Augen geführt wird? Dass nicht nur die meisten Einheimischen, sondern eben auch die Gäste der Stadt sich mit der Dringlichkeit des Versuchs, die Welt doch noch zu retten, identifizieren können und auch wollen?


MF 

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