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12 Aug
12Aug

Ich finde es per se sehr absurd, dass angeblich angeborene Menschenrechte verhandelt und beschlossen werden. Wie kann a posteriori etwas verhandelt werden, was a priori Bestandteil alles Lebenden ist? Oder ändern sich die Rechte alle paar Dekaden?
Ein Recht kann nur ausgehandelt werden, wenn es nicht an sich existiert, sondern künstlich erschaffen werden muss – doch ist es dann noch ein Recht, ein Menschenrecht, oder nicht vielmehr nur eine Vereinbarung?

Weder Menschenrechte, und noch weniger die Rechte anderer Lebewesen, erachten wir als selbstverständliche Gegebenheit – und verhalten uns entsprechend, indem wir andere Lebewesen, Menschen inkludiert, oft entmenschlichen. Wir bestimmen Rechte künstlich, verhandeln sie, sprechen sie der einen Spezies zu und der anderen ab und unterteilen sogar dieselbe Spezies, unsere desaströse Menschengeschichte zeigt´s, in Vertreter, die der Rechte würdig sind oder nicht.


Seit Juli 2022 gilt nun, anerkannt von der UN-Vollversammlung, das Recht auf saubere Umwelt als Menschenrecht.
Wie absurd, wie paradox. Wenn etwas Recht auf seinen Fortbestand und Schutz hat, dann doch die Umwelt selbst – nicht wir Menschen als Nutznießer.


Der Generalsekretär der Vereinten Nationen, Antonio Guterres, spricht von der Resolution als einem Meilenstein: "Die Resolution wird helfen, ökologische Ungerechtigkeiten zu verringern, Lücken im Schutz zu schließen und Menschen zu stärken, besonders solche in vulnerablen Situationen wie Verteidiger ökologischer Menschenrechte, Kinder, Jugendliche, Frauen und indigene Völker.“ Er beruft sich auf die dreifache planetare Krise: Im Klimawandel, Verlust der Artenvielfalt und Umweltverschmutzung könne sich die Völkergemeinschaft zusammenschließen. Konkret wurde von der UN das Recht auf eine saubere, gesunde und nachhaltige Umwelt als eigenständiges Menschenrecht anerkannt. Für eine entsprechende Resolution stimmten 161 Staaten, acht Mitglieder der UN enthielten sich.

 
Wohlgemerkt: Wir befinden uns in einer Zeit, in der wir die Folgen des Klimawandels nun selbst am eigenen Leib zu spüren bekommen. Am Rande bemerken wir neben den anderen weit reichenden Katastrophen, dass der Salt Lake City austrocknet, Waldbrände wüten, der CO2-Ausstoß so hoch wie nie ist. Was scheinbar uns als Endverbraucher mehr interessiert, ist, dass der Druck im Gartenschlauch nachlässt, wenn wir unsere Rabatten gießen oder wir wegen Blaualgen nicht mehr so angenehm in seinem Lieblingsbaggersee planschen können.  Umwelt stammt von dem dänischen Wort omverden ab und bedeutet übersetzt "umgebendes Land" bzw. "umgebende Welt". Doch ist sie nicht vielmehr die Bedingung alles Möglichen, der Ursprung alles Lebenden selbst?


Nicht wir Menschen brauchen mehr Rechte, sondern der Planet. Vielleicht könnten wir tatsächlich zu einem echten Umweltschutz gelangen, wenn wir die Umwelt als Mit-Welt betrachten würden, als eigenständiges meta-organismisches System, das nicht nur Leben ermöglicht, sondern selbst lebt.


MF

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