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13 Jul
13Jul

Es klingt ja beinahe nach einem bekannten Buchtitel des Psychologen und Autors Skinner: Mit seinem in den 1970ern erschienenen „Walden 2“, eingedeutscht: Futurum 2 erreichte der Experimentalpsychologe und theoretischer Mitbegründer des Operanten Konditionierens auch die breite Öffentlichkeit. 

Doch während in seinem Werk eine neue Gesellschaft durch (nicht ganz saubere) Methoden des Konditionierens geschaffen wird, setzt die saudiarabische Regierung (genauer: der Kronprinz) in seinem visionären Stadtprojekt „Neom“ auf grünen Wasserstoff. Täglich sollen mit „Vision 2030“ 650 Tonnen grünen Wasserstoffs produziert werden. 

Deutschland will mitspielen: Nicht als Produzent, sondern als Nutzer und Ausstatter der neuen Wüstenstadt. »Grüner Wasserstoff ist das Erdöl von morgen«, heißt es in der Nationalen Wasserstoffstrategie. Fossile Energieträger in Industrie, Verkehr und im Wärmesektor sollen abgelöst werden. Dabei setzt Deutschland auf saudiarabischen Import. Nach Schätzungen wird bis 2030 ein Zehntel des Strombedarfs durch Wasserstoff  gedeckt werden, ca. die Hälfte davon kann Deutschland selbst produzieren. Dafür, wenn Wasserstoff grün, also emissionsfrei, produziert werden soll, braucht es Ökostrom. Gehörig viel. 


Eine Milchmädchenrechnung? 


Als eine Alternative zu Saudi-Arabien als Lieferant für die grüne Energie wird Namibia diskutiert. Dieses Land ist sozioökonomisch gespalten: Eine sehr reiche kleine Oberschicht steht der breiten Masse an armen Menschen gegenüber. Wer würde hier von einem massiven Export von Wasserstoffenergie profitieren?

Grün bedeutet in meinen Augen wesentlich mehr als „nur“ möglichst wenig umweltbelastend, also emissionsarm oder sogar -frei und klimaneutral zu sein. Ähnlich wie im Veganismus neben der wesentlich besseren Umweltbilanz als der Konsum von tierischen Produkten auch die Achtung vor jedem Lebewesen im Vordergrund stehen sollte. 

Im Zweifelsfall sogar die Achtung vor dem Lebewesen auf zwei Beinen, dem Menschen. 

Bislang ist eine Dytopie wie „Walden 2“ noch nicht realisiert. Doch wie steht es um Neom? Ist diese aus dem Boden gestampfte Industrie-Wüstenstadt tatsächlich ein wahrgewordener Umwelttraum?


MF


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