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26 Dec
26Dec

Im Lukas-Evangelium (Lk 18,9–14) wird das Gleichnis vom Pharisäer und Zöllner erzählt. Beide begeben sich in den Tempel, um zu beten. Der Pharisäer dankt Gott dafür, dass er nicht so ist wie die anderen Menschen; er dankt dafür, dass er ein so gutes Leben führt und erhebt sich damit über andere Menschen. Der Zöllner hingegen spricht: „Gott sei mir Sünder gnädig!“ Er ist sich voller Demut seiner Sünden bewusst. Jesus spricht: Wer sich selbst erhöhe, werde erniedrigt werden, wer sich jedoch selbst erniedrige, werde erhöht werden. 

Nun; wie leicht lässt sich dieses Gleichnis auf den ökologischen Diskurs wenden! 

Es gibt so viele Umweltpharisäer, die den „Splitter“ im Auge des Bruders sehen, nicht jedoch den „Balken“ im eigenen Auge (Mt 7,3). 

Nehmen wir das Beispiel Flugscham. 

Es gibt keinerlei Zweifel daran, dass der Flugverkehr -auch über das CO2 hinaus - massive Schäden an globalen und regionalen Ökosystemen verursacht. Wo es möglich ist, sollte sich das Mobilitätsverhalten daher flugfrei oder flugarm entwickeln. 

Doch der Mensch lebt nicht vom Flug alleine.

Die CO2-Emissionen einer E-Mail werden mit 10g angegeben. Vernachlässigbar. Doch Kleinvieh macht auch Mist. 

Meldet euch von überflüssigen Newslettern ab, verschickt eine Mail nur an einen Adressaten, der verantwortlich ist, den es wirklich interessiert – streut nicht an die ganze Abteilung, Arbeitsgruppe,.... 

Schreibt nicht ewig WhatsApp oder Signal-Nachrichten – trefft euch persönlich, auf einen Spaziergang, das spart Energie und schenkt neue Energie. 

Und dann ist da ja noch das Streamen von Filmen; kurz: die CO2-Emissionen des Internets übersteigen längst jene des Flugverkehrs. 

Auch hier sollten wir uns demütig unserer individuellen Umweltschäden bewusst werden; wir dürfen dabei unseren Fokus nicht auf ein Element aus dem Gesamt der Umweltschadfaktoren konzentrieren, denn im durchschnittlichen CO2-Fußabdruck (11t) entfallen (je nach Statistik) über 30% auf den Konsum, 20% auf Wohnen, 16% auf Ernährung. Die größte Schadwirkung entfaltet daher unser ständiges Bedürfnis, Produkte zu erwerben – Konsumism (consumerism) – um unsere äußere Hülle zu polieren, als gesellschaftliche Distinktion, als (verfehlter) Lebenssinn und (verfehltes) Glück. 

Der stetig ansteigenden Wohnflächenbedarf einer zunehmenden in Singlehaushalten lebenden Gesellschaft sowie das individuelle Ernährungsverhalten sind weitere Herausforderungen in der Diskussion um den Ressourcenverbrauch und um die Emission von Treibhausgasen. 

Wir können jedoch nur durch einen gewissen Verbrauch von Naturressourcen leben, aber für ein gutes Leben zählt die Gesamtbilanz. Wie im Zwischenmenschlichen; keiner ist ohne Fehler doch auch wenn es Verhaltensweisen gibt, die uns am Gegenüber stören, zählt das Gesamtbild; fühlen wir uns zu diesem hingezogen, dann sollten wir – wie im Umweltverhalten - demütig bleiben und nicht auf den Anderen zeigen. Im besten Fall verhalten wir uns vorbildhaft oder können andere argumentativ überzeugen. 

JR

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