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22 Feb
22Feb

Naturbeobachtung ist immer an einen konkreten Ort gebunden. Wird nun die unmittelbare Wohnumgebung zum Ausgangspunkt der Naturbeobachtung, kann sich daraus eine neue Wertschätzung der heimatlichen bzw. lokalen Natur entwickeln. Diese „Alltagslandschaft“ wird dann durch die bewusste und regelmäßige Zuwendung zu der umgebenden Natur als Mitwelt erfahrbar; eine Mitwelt, die unser Engagement einfordert, das wir dann aber gerne leisten, weil wir darin Wohlbefinden erfahren. 

Es muss nicht die grandiose Naturkulisse in entlegenen Erdregionen sein, die uns ergreift, denn ein Schärfen der Sinne, lässt die Schönheit des vermeintlich Einfachen im Nahen erkennen. Vogelbeobachter bezeichnen den Ort in ihrer Wohnumgebung, den sie regelmäßig aufsuchen als „local patch“, dies kann ein städtischer Park sein, ein nahegelegenes Waldstück oder ein Weiher. Das regelmäßige Beobachten an diesem Ort führt zu einer starken affektiven und emotionalen Bindung an diesen; der Ort wird vertraut, es lassen sich immer neue Geheimnisse entdecken, auch im Wechsel der Tages- oder Jahreszeit. Hier ist auch authentische Naturerfahrung erlebbar, Natur wird hier nicht nur kognitiv über Wissensbestände vermittelt. 

Kinder lassen sich für solche Entdeckungen leicht begeistern und wenn man sie dazu früh genug und kontinuierlich anleitet, lässt diese Interesse auch in späteren Jahren nicht nach. Über einen local patch kann damit eine affektive und/oder emotionale Beziehung zu dem Ort aufgebaut werden, die als „sense of place“ bezeichnet wird. Das Konzept von „place attachment“ beschreibt dann positive Zuschreibungen, die solche Orte durch das Zusammenwirken von Person, dem Ort sowie von Affekten, Verhalten und Kognition erhalten. Die gesundheitliche Bedeutung solcher Mensch-Ort-Interaktionen liegt darin, dass Interaktionen mit der physischen Umwelt das Selbstbewusstsein einer Person stärken und damit die psychische Balance zwischen extremen emotionalen Zuständen herstellen. 

Eine positive Bindung an einen Ort kann das Engagement schützend dafür einzutreten steigern. Local patch beschreibt auch eine umweltentlastende Tätigkeit; denn durch das Entdecken des Lokalen mindert sich das Bedürfnis in die Ferne zu reisen, gleichzeitig ist diese Form der Naturbeobachtung kostengünstig zu haben. Diese Form der Vogelbeobachtung lässt sich daher als „green birding“ bezeichnen und sie besteht darin, die lokale Vogelwelt zu erkunden, den local patch über das ganze Jahr hinweg regelmäßig aufzusuchen, um ein Verständnis für das gesamte Ökosystem zu erlangen und sich dafür einzusetzen, die lokale Umwelt zu schützen. Diese Beobachtungen können dann einmünden in citizen science Projekte. 

Also; sucht euren local patch und lasst euch davon begeistern! 

JR

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